Barrierefrei Reisen – allgemeine Infos

Barrierefreies Reisen ermöglicht es Menschen mit Behinderungen, neue Orte zu entdecken und ihre Freizeit zu genießen. Diese Angebote sind so gestaltet, dass sie für alle Menschen zugänglich sind, unabhängig von ihren Einschränkungen. Dazu gehören spezielle Reiseziele, Hotels und Sehenswürdigkeiten, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen eingestellt sind. Auch der Zugang zu verschiedenen Freizeitaktivitäten wird erleichtert. Es ist wichtig, dass Reisen und Ausflüge für alle Menschen angenehm und unkompliziert gestaltet werden, damit jeder die Möglichkeit hat, neue Erfahrungen zu sammeln und schöne Momente zu erleben.

37 % der Menschen mit Mobilitäts- und Aktivitätseinschränkungen haben schon einmal auf eine Reise verzichtet, weil es keine barrierefreien Angebote oder Einrichtungen gab. 48,1 % der Menschen mit Behinderungen würden häufiger reisen, wenn es mehr barrierefreie Angebote gäbe. Besonders Menschen mit körperlichen, geistigen, seelischen oder Lernbehinderungen haben oft Reisen abgesagt, weil es keine passenden Angeboten gab. Wenn es bessere Angebote gäbe, würden sie mehr reisen.

Menschen mit Behinderungen reisen also weniger als die Gesamtbevölkerung. Trotzdem geben sie verhältnismäßig viel Geld für Reisen aus und reisen oft nur innerhalb Deutschlands. Wie wir das ändern können und sollen – das lesen Sie hier.

Was bedeutet Behinderung eigentlich?

Behinderung bedeutet nicht nur einen Zustand, sondern auch das Zusammenspiel mit der Umwelt. Barrieren entstehen oft durch eine nicht angepasste Umwelt, nicht durch den körperlichen Zustand allein.

Mobilitätsbehinderte Personen sind Menschen, die aufgrund von Krankheit oder Unfall Einschränkungen in ihrer Beweglichkeit haben. Dazu gehören Geh-, Seh-, Hör- und Sprechbehinderte sowie Menschen mit Orientierungs- und Artikulationsschwierigkeiten.

Mobilitätshindernisse können auch durch psychische oder chronische Erkrankungen entstehen, die spezielle Anforderungen an die Umgebung stellen, wie reizstoffarme Ausstattung oder spezielle Ernährungsangebote.

Dieser Ansatz ändert den traditionellen Begriff von Behinderung, der nur auf individuelle Defizite schaut. Jetzt werden auch die räumlichen, baulichen und sozialen Umstände einbezogen. Dies führt zu neuen Zielen, die Barrieren für Menschen mit Behinderung abbauen sollen.

Hindernisse abbauen, damit alle teilnehmen können: Tourismus und Gastronomie für alle

Es geht nicht darum, was Menschen mit Behinderung tun müssen, um teilzunehmen. Stattdessen muss die Gesellschaft sicherstellen, dass sie ohne Hindernisse teilnehmen können. Die Tourismus- und Gastronomiebranche sollte sich überlegen, was sie tun kann, damit Menschen mit Behinderung ihre Angebote selbstbestimmt nutzen können.

Wichtige Fragen sind:

  • Welche Barrieren gibt es?
  • Was muss die Tourismusbranche ändern?
  • Welche Maßnahmen sind nötig, um Angebote zugänglich zu machen?
  • Was ist nötig, um eine selbständige Nutzung zu ermöglichen?

 

Diese Fragen helfen, Qualitätskriterien für die Tourismusbranche zu entwickeln.

Ziel ist es, dass Menschen die Angebote möglichst eigenständig nutzen können. Dies verlangt eine veränderte Sichtweise auf Behinderung, bei der Barrieren im Vordergrund stehen. Behinderung sollte nicht nur individuell gesehen werden, sondern auch bauliche und soziale Barrieren umfassen.

Bauliche Barrieren schließen viele Menschen aus, z.B. Rollstuhlfahrer können oft Gebäude oder Verkehrsmittel nicht nutzen. Unsere Umwelt ist meist für nicht-behinderte Menschen gestaltet, was viele ausschließt.

Soziale Barrieren sind schwerer zu erkennen, betreffen aber die soziale Akzeptanz und Teilhabe. Menschen mit Behinderungen fühlen sich oft ausgeschlossen und kämpfen mit Vorurteilen.

Maßnahmen zum Abbau dieser Barrieren sind notwendig, um echte Gleichstellung und Teilhabe zu erreichen. Das erfordert flexible, an die Bedürfnisse der Menschen angepasste Angebote und eine offene, akzeptierende Grundhaltung:

  • Bauliche Anpassungen:

Beispiel: Ein Hotel installiert Rampen neben Treppen und verbreitert Türrahmen, damit Rollstuhlfahrer problemlos hinein- und herauskommen können.

  • Informationen bereitstellen:

Beispiel: Ein Restaurant erstellt Menüs in Braille-Schrift und bietet diese auch als Audio-Dateien an. Zusätzlich gibt es Informationsmaterial in mehreren Sprachen, um auch ausländischen Gästen entgegenzukommen.

  • Diskriminierungsschutz:

Beispiel: Ein Freizeitpark schult seine Mitarbeiter im Umgang mit behinderten Gästen und richtet eine Beschwerdestelle ein, bei der diskriminierende Vorfälle gemeldet werden können.

  • Zugang erleichtern:

Beispiel: Ein Museum schafft das System von Wartelisten und obligatorischen Terminvereinbarungen ab und sorgt dafür, dass alle Ausstellungen jederzeit zugänglich sind.

  • Flexible Angebote:

Beispiel: Ein Reiseanbieter bietet individuell anpassbare Reisepakete an, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Reisenden zugeschnitten sind, wie z.B. Begleitpersonen für blinde Reisende oder spezielle Transportmittel.

  • Akzeptanz fördern:

Beispiel: Ein Café veranstaltet regelmäßig „inklusive Tage“, an denen auf die Bedürfnisse aller Gäste besonders eingegangen wird, und fördert so die Akzeptanz von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.

  • Nutzerbeteiligung:

Beispiel: Ein Freizeitclub für Menschen mit Behinderungen organisiert regelmäßige Treffen, bei denen die Mitglieder ihre Wünsche und Bedürfnisse für zukünftige Aktivitäten äußern können.

  • Ressourcen bereitstellen:

Beispiel: Ein Ferienresort erhält finanzielle Unterstützung, um barrierefreie Pools und spezielle Sportgeräte für Menschen mit verschiedenen Behinderungen anzuschaffen, sodass alle Gäste Zugang zu den Einrichtungen haben.

Verhaltensbedingte Barrieren

Neben körperlichen Einschränkungen gibt es auch Behinderungen oder Beeinträchtigungen, die sich auf das soziale Verhalten und die Kommunikation auswirken. Diese können die Teilnahme an gesellschaftlichen Aktivitäten und Reisen beeinflussen. Hier sind einige Beispiele:

Autismus-Spektrum-Störung

Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung können Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion und Kommunikation haben. Sie können besondere Bedürfnisse in Bezug auf Struktur, Routine und sensorische Reize haben.

Anpassungen für Menschen mit Autismus:

  • Verwende einfache und direkte Sprache. Vermeide komplexe oder doppeldeutige Ausdrücke.
  • Menschen mit Autismus verarbeiten Informationen anders. Lass ihnen Zeit, um die Informationen zu verstehen.
  • Biete klare Informationen über Abläufe und Zeitpläne an. Strukturierte und vorhersehbare Aktivitäten helfen, Stress zu reduzieren.
  • Achte auf sensorische Überlastung durch laute Geräusche oder grelles Licht. Biete ruhige Bereiche als Rückzugsmöglichkeiten an.

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Menschen mit ADHS können Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren oder sich ruhig zu verhalten. Dies kann in stressigen oder unstrukturierten Situationen herausfordernd sein.

Anpassungen für Menschen mit ADHS:

  • Gib klare, kurze und prägnante Anweisungen. Wiederhole diese bei Bedarf.
  • Biete entspannende und unaufgeregte Umgebungen, um Überstimulation zu vermeiden.
  • Sei flexibel bei der Zeitplanung und den Aktivitäten, um Anpassungen bei Bedarf zu ermöglichen.

Soziale Phobie

Menschen mit sozialer Phobie haben Angst vor sozialen Situationen und können Schwierigkeiten haben, sich in sozialen Umfeldern wohlzufühlen.

Anpassungen für Menschen mit sozialer Phobie:

  • Schaffe eine entspannte und einladende Atmosphäre, um Stress zu reduzieren.
  • Biete Informationen über die sozialen Aktivitäten und den Ablauf, damit sich die Person besser vorbereiten kann.
  • Biete die Möglichkeit, an Veranstaltungen oder Aktivitäten auf freiwilliger Basis teilzunehmen. Erlaube es den Personen, sich bei Bedarf zurückzuziehen oder später einzutreffen, ohne sich verpflichtet zu fühlen, an allen Teilen des Programms teilzunehmen.

 

Eine wichtige Maßnahme für alle diese Behinderungen oder Beeinträchtigungen ist es, ruhige Bereiche bereitzustellen, in die sich jede Person zurückziehen kann, wenn sie sich überfordert fühlt. Diese Möglichkeit hilft allen, sich sicher und wohl zu fühlen und an Aktivitäten und Reisen besser teilzunehmen.

Vor der Reise: Vorbereitung und Unterstützung

Bevor eine Reise beginnt, muss man sich vorbereiten. Dazu gehören:

  • Informationen sammeln
  • Reiseziel auswählen
  • Transportmittel buchen
  • Unterkunft buchen

Reisebüros sind wichtig

Die Auswahl des Reiseziels dauert für Menschen mit Behinderungen oft sehr lange. Zum Beispiel achten Menschen mit Mobilitäts- und Aktivitätseinschränkungen bei der Wahl des Reiseziels besonders auf die Unterkunft, die Fortbewegungsmöglichkeiten, die Organisation der An- und Abreise sowie auf die kulturellen Aktivitäten. Reisebüromitarbeiter wissen oft nicht genau, welche speziellen Wünsche und Bedürfnisse Menschen mit Behinderungen haben und welche Angebote für sie passen. Deshalb ist es wichtig, dass Tourismusstellen genaue Informationen über barrierefreie Angebote bereitstellen. Sie sollten:

  • Informationen über barrierefreie Hotels und Flughäfen geben.
  • Spezielle Hilfsmittel wie Gehörlosen-Telefone oder Braille-Schreibmaschinen für Menschen mit Behinderungen finden.
  • Personal haben, das gut geschult ist und weiß, wie man Menschen mit Behinderungen unterstützt.

Viele Dinge wie An- und Abreise, Unterkunft, Einkaufen und medizinische Versorgung sind für Menschen mit Behinderungen bei der Planung und Durchführung einer Reise schwierig. Aber die größten Probleme gibt es im Urlaub bei kulturellen Aktivitäten und bei der Fortbewegung am Urlaubsort, sowie bei Ausflügen und sportlichen Aktivitäten.

So können Reisebüros helfen

Die MitarbeiterInnen in den Reisebüros sollten behinderte Menschen genauso behandeln wie alle anderen Kunden. Sie sollten nach den speziellen Bedürfnissen und Einschränkungen fragen, um die beste Reiseplanung zu gewährleisten. Zum Beispiel:

Menschen mit Mobilitätseinschränkungen:

  • Fragen, ob der Betroffene stehen, gehen oder Treppen steigen kann
  • Fragen, ob sie ihren eigenen Rollstuhl mitnehmen
  • Nach Höhe, Breite, Länge und Gewicht des Rollstuhls fragen
  • Fragen, ob der Rollstuhl zusammenfaltbar ist
  • Fragen, ob der Rollstuhl elektrisch ist
  • Andere Hilfsmittel klären (zum Beispiel Gehstöcke)
  • Fragen nach Problemen mit Gepäck tragen oder Gleichgewicht
  • Fragen, in welchen Situationen sie Hilfe brauchen

Sehbehinderte oder blinde Menschen:

  • Langsam und deutlich sprechen
  • Sich vorstellen und seine Funktion sagen
  • Auf Wunsch den Arm anbieten und langsam vorangehen
  • Gegenstände benennen und erklären, wie man sie benutzt

Menschen mit Hörbehinderung oder gehörlose Menschen:

  • Sicherstellen, dass das Gesicht des Sprechenden sichtbar ist, damit sie von den Lippen lesen können
  • Deutlich, nicht zu schnell und in normaler Lautstärke sprechen
  • Wenn etwas unklar ist, wiederholen und bestätigen, dass es verstanden wurde
  • Informationen können auch aufgeschrieben oder anders gezeigt werden
  • Klären, ob weitere Hilfen wie ein Assistenzhund nötig sind

Menschen mit Lernbehinderung oder Beeinträchtigung des Merkvermögens:

  • Informationen wiederholen
  • Einfache Sprache verwenden
  • Informationen schriftlich und visuell bereitstellen

Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen:

  • Ein Klima schaffen, das die Artikulation von besonderen Bedürfnissen erleichtert
  • Detaillierte Informationen über die Reiseziele bereitstellen

Während der Reise

Im Flugzeug

Fluggesellschaften haben unterschiedliche Standards, wenn es um die Beförderung von Menschen mit Behinderungen geht. Manche Fluggesellschaften sind besonders freundlich und bieten gute Unterstützung, während andere das nicht tun. Reisebüros sollten sich bei den Fluggesellschaften erkundigen, wie gut sie Menschen mit Behinderungen unterstützen, damit man gut informiert ist.

Wie können Fluggesellschaften barrierefreier werden?

  • Fluggesellschaften sollten sicherstellen, dass es spezielle Rollwagen oder Hebelifte gibt, um Menschen mit Behinderungen ins Flugzeug zu bringen.
  • Sie sollte Plätze reservieren, die für Rollstuhlfahrer bequem sind und genügend Platz bieten
  • Sie sollten spezielle Ausstattungen wie Rollstühle am Flughafen und im Flugzeug bereitstellen.
  • Es sollte klar beschrieben werden, wie der Service für Menschen mit Behinderungen funktioniert, damit sie sich gut vorbereiten können.
  • Das Personal sollte geschult werden, wie man Menschen mit Behinderungen gut unterstützt und ihnen hilft.
  • Es sollte sichergestellt werden, dass schnelle Hilfe bei Problemen oder Fragen bereitsteht.
  • Wichtige Informationen sollten in verständlicher Sprache, als Audio-Datei oder in Braille bereitgestellt werden.
  • Fluggesellschaften sollten Notrufsysteme für Menschen mit Behinderungen haben, damit sie im Notfall schnell Hilfe bekommen können.

Im Verkehr

Viele Autos sind jetzt so gebaut, dass Menschen im Rollstuhl leichter einsteigen können. Es gibt spezielle Taxis oder Mietwagen mit Rampen oder Aufzügen, die helfen, wenn man unterwegs ist.

Es ist heutzutage fast normal, dass es an wichtigen Orten Behindertenparkplätze gibt, die frei gehalten werden.

Raststätten und Tankstellen sind oft so gestaltet, dass sie leicht zugänglich sind. Sie haben breite Türen, flache Eingänge und genügend Platz für Rollstühle. Auch Behindertentoiletten an Raststätten und der Euro-Schlüssel für diese Toiletten sind sehr hilfreich.

Einige Parkplätze und Raststätten bieten Notrufsysteme an, bei denen man Hilfe rufen kann, wenn man Unterstützung benötigt.

Es gibt deutlich sichtbare Schilder, die zeigen, wo man barrierefreie Toiletten oder Parkplätze findet. Das macht es einfacher, sich unterwegs zurechtzufinden.

Bus und Bahn fahren

Wenn du mit dem Bus oder der Bahn unterwegs bist, ist es wichtig, dass diese Verkehrsmittel für alle Menschen zugänglich sind, auch für diejenigen, die Unterstützung brauchen. Hier sind einige wichtige Punkte, die helfen können, den öffentlichen Verkehr barrierefreier zu machen:

Barrierefreie Haltestellen:

  • Haltestellen sollten so gestaltet sein, dass jeder sie erreichen kann. Dazu gehören ebene Wege, gut sichtbare Schilder und ausreichend Platz zum Warten.
  • Haltestellen sollten auf der gleichen Höhe wie die Fahrzeuge sein, damit das Ein- und Aussteigen erleichtert wird.

Zugang zu Bussen und Bahnen:

  • Busse und Bahnen sollten über Rampen oder niedrige Einstiege verfügen, damit Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit anderen Mobilitätshilfen problemlos einsteigen können.
  • In den Fahrzeugen sollten spezielle Plätze für Rollstühle vorhanden sein, die gut gekennzeichnet und frei gehalten werden.

Unterstützung durch das Personal:

  • Das Personal sollte geschult sein, um Menschen mit Behinderungen zu unterstützen. Sie können beim Einsteigen helfen oder zusätzliche Informationen geben.
  • Haltestellen und Fahrzeuge sollten klare Informationen über Routen, Ankunftszeiten und Verbindungen bieten. Diese Informationen sollten in einfacher Sprache und, wenn möglich, auch in Braille oder als Audio verfügbar sein.

Notrufsysteme und Sicherheit:

  • Busse und Bahnen sollten mit Notrufsystemen ausgestattet sein, bei denen Menschen im Notfall schnell Hilfe rufen können.
  • Es sollten Maßnahmen getroffen werden, um sicherzustellen, dass Menschen mit Behinderungen sicher ein- und aussteigen können, ohne Gefahr laufen zu müssen.

Zugängliche Fahrpläne und Informationen:

  • Fahrpläne und Informationen über Barrierefreiheit sollten auch online verfügbar sein. Diese Informationen sollten regelmäßig aktualisiert und leicht verständlich sein.
  • sollte einen Kundenservice geben, der Fragen zu barrierefreien Optionen beantworten und Unterstützung bieten kann.

Aufenthalt in Unterkünften und Restaurants

Unterkünfte für Menschen mit Behinderung

Wenn Menschen mit Behinderung reisen, brauchen sie spezielle Unterkünfte, die ihnen den Aufenthalt erleichtern. Das gilt für Tagesausflüge genauso wie für längere Aufenthalte.

Es sollten viele verschiedene Arten von Unterkünften angeboten werden, z.B. Hotels, Privatzimmer, Campingplätze oder Cafés. Alle Unterkünfte sollten so gestaltet sein, dass sie für alle Gäste zugänglich sind, egal wie groß oder teuer sie sind. Bevor Menschen mit Behinderung ankommen, sollte man wissen, welche Unterstützung sie brauchen. Bei der Buchung oder spätestens bei der Ankunft sollten folgende Fragen geklärt werden:

Für Menschen mit Bewegungseinschränkungen:

  • Kommt die Person mit einem Rollstuhl?
  • Braucht sie eine Begleitperson?
  • Wird Hilfe bei der Anreise zum Hotel benötigt?
  • Wie viel Bewegungsfreiheit wird gebraucht?
  • Welche weiteren Hilfsmittel werden benötigt?
  • Gibt es spezielle Wünsche, wie z.B. eine bestimmte Diät?

Für sehbehinderte und blinde Menschen:

  • Kommt die Person mit einer Begleitperson oder einem Blindenführhund?
  • Wird Hilfe bei der Anreise benötigt?
  • Wie sieht die Anreise aus? Details zur Lage des Hotels geben.
  • Schriftliche Informationen sollten in großer, gut lesbarer Schrift sein.
  • Weitere Informationen können auf Tonbandkassetten bereitgestellt werden.
  • Gibt es weitere spezielle Wünsche?

Für hörbehinderte und gehörlose Menschen:

  • Kommt die Person mit einer Begleitperson oder einem Assistenzhund?
  • Wird Hilfe bei der Anreise benötigt?
  • Werden technische Hilfsmittel gebraucht?
  • Schriftliche Informationen wie Reiseunterlagen sollten dabei sein.
  • Gibt es weitere spezielle Wünsche?

Für chronisch kranke Menschen:

  • Bei Allergien: Welche Allergie hat die Person? Welche speziellen Anforderungen gibt es?
  • Bei speziellen Diäten: Klare Informationen über die Zusammensetzung des Essens geben.
  • Gibt es weitere spezielle Wünsche?

Für psychisch kranke Menschen und Menschen mit Lernbehinderungen:

  • Kommt die Person mit einer Begleitperson?
  • Wird Hilfe bei der Anreise benötigt?
  • Gibt es weitere spezielle Wünsche?

Umgang mit Gästen mit Behinderung:

Menschen mit Behinderung möchten so selbstständig wie möglich sein und nicht ständig auf Hilfe angewiesen sein. Dennoch brauchen sie manchmal Unterstützung, und deswegen sollten Sie ihnen bestimmte Informationen zur Verfügung stellen. Zum Beispiel:

  • Gibt es Fahrdienste in der Nähe?
  • Können sie persönliche Assistenz bekommen?
  • Informationen über medizinische Hilfe geben.
  • Technische Hilfsmittel zur Verfügung stellen.
  • Über die Infrastruktur vor Ort informieren.

Besondere Hilfeleistungen:

Für Rollstuhlfahrer:

  • Hilfe bei Stufen oder Treppen ist oft notwendig.
  • Achtung: Ein elektrischer Rollstuhl ist sehr schwer. Wenn man damit Stufen steigen muss, braucht man mehrere Personen, um ihn zu heben oder zu tragen.

Für sehbehinderte und blinde Personen:

  • Beim Führen den Arm anbieten und Hindernisse ankündigen, z.B. „Jetzt kommt eine Stufe“.
  • Auf der Toilette erklären, wo alles ist.
  • Beim Bezahlen das Geld in die Hand zählen.

Für schwerhörige, gehörlose und sprechbehinderte Personen:

  • Deutlich sprechen, damit sie von Lippen ablesen können
  • Gehörlose Personen können schriftliche Informationen oder Gebärdendolmetscher brauchen
  • Gehörlose Personen können sich selbst oft schwer sprachlich artikulieren. Haben Sie Geduld falls Sie etwas nicht verstanden haben. Bitten sie die Person, nochmal zu wiederholen oder aufzuschreiben.

Für Menschen mit Verhaltensstörungen:

  • Zeit geben, damit sie die Informationen verstehen und darauf reagieren können
  • Komplizierte oder doppeldeutige Ausdrücke vermeiden
  • Bei Bedarf Anweisungen wiederholen
  • Ruhige Umgebung ohne viele Ablenkungen anbieten, um Reizüberflutung zu vermeiden und Konzentration zu fördern
  • Eine entspannte und einladende Atmosphäre schaffen, um Stress zu reduzieren.

Woran sind verschiedene Behinderungsarten zu erkennen?

Der folgende Absatz soll Ihnen helfen, Menschen mit diesen oder ähnlichen Merkmalen zu erkennen. Beachten Sie, dass diese Merkmale nicht immer sichtbar sind und dass es sich nicht unbedingt um die genau unten aufgeführte Behinderung handelt. Egal, um was es sich handelt, bemühen Sie sich, diese Menschen zu inkludieren, sie nicht auszugrenzen und nicht zu verurteilen.

Menschen mit Körperbehinderungen

Diese kann man so erkennen:

  • Sie haben sichtbare körperliche Beeinträchtigung
  • Sie sind kleinwüchsig
  • Sie nutzen Hilfsmittel wie Rollstuhl oder Gehhilfe

 

Häufig haben Menschen diese Beeinträchtigungen:

  • Querschnittslähmung
  • Schädigungen des Gehirns
  • Kleinwuchs

Sehbehinderte oder blinde Menschen

Diese kann man so erkennen:

  • Sie haben einen (weißen) Langstock
  • Sie haben einen Führhund dabei
  • Sie tragen gelbschwarze Armbinden oder Plaketten
  • Sie haben Sehhilfen, wie Lupen oder stark geschliffene Brille
  • Sie bewegen sich sehr vorsichtig in unbekannter Umgebung

Hör oder sprachbehinderte Menschen

Diese kann man so erkennen:

  • Sie verwenden Gebärdensprache in Gruppen
  • Ihre Artikulation ist schwer verständlich
  • Sie fragen häufig nach
  • Sie lesen von Lippen ab
  • Wiedergabe von erhaltenen Informationen zur Verständniskontrolle

Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geistiger Behinderung

  • Sie brauchen mehr Ruhe
  • Sie brauchen etwas länger Zeit, um Informationen zu verstehen
  • Sie verreisen oft in Begleitung oder in Gruppen

Menschen mit Multipler Sklerose (MS)

  • Verschwommenes Sehen, Doppelbilder, schnelle Augenbewegungen, die man nicht kontrollieren kann.
  • Gleichgewichtsverlust, Zittern, unsicheres Gehen, Schwindel.
  • Mehr Muskelsteifheit, was das Gehen erschwert.
  • Kribbeln, Taubheit oder Brennen an einer oder mehreren Stellen des Körpers, Müdigkeit.
  • Unklare Aussprache, veränderter Sprechrhythmus.
  • Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, der Konzentration und der Urteilsfähigkeit.